Geschichte

und Ortswappen

Geschichte & Wappen


Das Landesarchiv Speyer (Hr. Dr. Debus) beschreibt das Rohrbacher Wappen im Jahr 1977 folgendermaßen:

Unter schwarzem Schildhaupt ein goldener, an der linken Flanke mit 3 schwarzen Spitzen besetzter Schild, auf dessen goldenem Grund ein schwarzes Gemarkungszeichen in Form einer 8, deren oberer Kreis nicht ganz geschlossen ist.

Rohrbach, (damals, 1977 dem Kreis Bergzabern zugehörig)  besaß bisher noch kein genehmigtes Gemeindewappen, wohl aber ein altes Gerichtssiegel aus dem Jahr 1698, das die Bannmarke im ovalen Schildzeigte, Hupp gestalte daraus ein Wappen und versah es mit den Farben Schwarz und Gold in seinem Ortswappenbuch der Pfalz. Der Ort, seit 693 urkundlich belegt, gehörte zum kurpfälzischen Amt Billigheim, weshalb die kurpfälzischen Farben angebracht sind.

Das schwarze Schildhaupt und die 3 seitlichen Zacken wurden aus dem Wappen des alten Herrengeschlechts "von Rohrbach" übernommen, das allerdings auf silbernem, statt auf goldenem Grund stand. Das Rittergeschlecht war für den Ort von erheblicher Bedeutung vom 13. - 15. Jahrhundert


Alte Flurnamen und ihre Deutungen:

Im Pfarrbuch der prot. Pfarrei Impflingen vermerkte 1910 der damalige Pfarrer Hollinger, er habe in einem älteren Pfarrbuch gelesen, dass die alte Straße von Billigheim her, eine Römerstraße gewesen sei, an der ein "Merkurstein" gefunden wurde. Leider ist der genaue Fundort nicht bekannt und so lässt sich nicht mehr klären ob sich dieser auf Rohrbacher oder Impflinger Gemarkung befand. Es handelt sich bei dem Fundstück um das Fragment einer Stele, die sich seit 1767 in Museumsbesitz, heute in Verwahrung des Reiss-Museums in Mannheim befindet. Die rote Sandsteinsäule war ursprünglich 107 cm hoch, 66 cm breit und 25 cm dick. Merkur, von dem nichts mehr übriggeblieben ist als sein rechtes Bein, vom Knie abwärts, und dem linken Fuß, hat zwischen den Füßen eine Schildkröte. Er war in Begleitung eines aufrecht stehenden Ziegenbocks, der nach links gewandt war.

Darunter befand sich folgende Inschrift:

DEO MERCVRIO CM
BO IVSTI V S L L M

lies: Deo Mercurio; Cambo, lusti (Filius),
V (otum) s (olvit) L (ibens) L (aetus) m (erito)

Übersetzt:

Dem Gott Merkur
Cambo, der Sohn des Justus
Erfüllt sein Gelöbnis freiwillig (1) .

Bei der erwähnten Römerstraße handelt es sich um die Schnellstraße, die von Colmar aus über Brumath und Landau das Südelsass mit Mainz verband. Straßen solcher Kategorie waren hervorragend ausgebaut, umgingen nach Möglichkeit die Ortschaften und verfügten über ein ausgezeichnetes System von Relais-Stationen. Nach den Ereignissen um das Jahr 260 konzentrierten die Römer ihre Anstrengungen auf das Wegenetz des linken Rheinufers und besonders auf die Einrichtung von Zubringerstraßen, welche die Versorgung der Truppen von Gallien her erlaubten (2). Es muss also auch eine Reihe von Römerstraßen untergeordneter Bedeutung gegeben haben, deren Verlauf sich durch die Methoden von E. Christmann anhand alter Karten und Gemarkungspläne, unter Zuhilfenahme von Siedlungs- und Flurnamen auffinden lassen.

Als Ereignis solcher Nachforschungen meinen wir davon ausgehen zu können, daß zur Römerzeit eine Straße von Klingenmünster her kommend, durch Billigheimer Gemarkung führte und von Westen her in unsre Gemarkung eintrat. In nordöstlicher Richtung setzte sie sich über Insheim in Richtung Germersheim und Speyer fort. Von Ternes wissen wir, dass schon die vorrömischen Straßen fast ausschliesslich in trockenem Gelände verliefen, d.h. sie folgten den Wasserscheiden. Die von uns angenommene Strasse verlief von Klingenmünster her - mit Ausnahme einer Taldurchquerung des Kaiserbaches - ausschließlich bei der Wasserscheide eines Hügelausläufers vom Gebirge her bis nach Insheim. Nachdem sie das Quodbachtälchen überquert hatte setzte sie sich in östlicher Richtung auf der höchsten Geländeerhebung als "Speyererweg" fort.

Bezeichnungen, die über den Verlauf alter Wege Aufschluss geben können, finden sich erst in karolingischer Zeit. Wertvoll sind sie für unser Anliegen insofern, als sie sich ursprünglich an äusseren Merkmalen orientiert hatten. Solche Bezeichnungen bestanden früher oft lange weiter, bis spätere Generationen nichts mehr damit anfangen konnten und sie vielfach Umdeutungen erfuhren. So wundern wir uns heute über manchen Flurnamen, weil wir seinen wahren Ursprung nicht mehr erkennen können. Zurück zu den Flurnamen, die unserer Meinung nach den Verlauf der erwähnten Römerstraße belegen. Im Gemarkungsplan von 1838 ist ein "Münsterlingerweg" und die Gewanne "Auf der alten Münsterkarte" eingezeichnet. Die Gewann "Auf der alten Münstrerstraße" findet sich im Grundsteuer-Sectionsbuch C von 1838 unter den lfd. Nrn. 953 - 1002 wieder und umfassen die Plannrn. 2921 2927 sowie 2996 - 3115. Im Volksmund heißt diese ehemalige Römerstraße auch "Reiterstraße". Unter diesem Namen ist sie auch noch in der Gemeinderechnung von 1773 aufgeführt. Weitere Hinweise finden sich: 1601 "Uff der Reutterß Gaßen" (3)
1720 "Gewass über der Münstrerstraß" (4)
"Neben der Reuterstraß" (5)
1739 "Auf der Münstrer Straß bey der Dornheck"
"Über die Münsterer Straß im Schloss"
"Über dem Kimpferweg oder Reutherstraß" (6)
1752 "Reiterstraß" (7)
1766 "Münsterstraß" (7)
1602 als "hohe Straßen" in einer Loskaufakte von der Leibeigenschaft der Anna Maria Stahl aus Offenbach (8) E. Christmann führt aus (9), dass Bezeichnungen wie "Hochstraße, Hochweg, Heerweg, Heerstraße, Speyererstraße usw." im Zusammenhang mit bestimmten Flurnamen auf einstige Römerstraßen hinweisen. (10)


So weist er auch nach, dass Begriffe wie "Kiem", "Kemmel", "Kimmel" oder "Kümmel" als pfälzische Flurnamen abgeleitet sind von dem gallisch-lateinischen "camminus". Im Französischen wurde daraus später der Begriff "chemin". Beides bedeutet "Weg". (9)


Bevor unsere Straße nun zum Quodbach hin leicht abfällt, durchläuft sie einen breiten Hügelrücken eine Gewann, die sich auf älteren Gemarkungskarten "Breitschemmel" nennt. Es liegt nahe, dass auch dieser Begriff aus dem gallisch-Lateinischen "camminus" abgeleitet, erst später über "Breitkemmel" zu "Breitschemmel" verfremdet wurde. Betrachten wir weitere Gewannennamen, die an der vermuteten Straße liegen, so fällt uns die Gewann "Büchelberg" auf, die im Ortsplan die Plannummern 2472 - 2473 umfasst. Der Gewannenname kommt in verschiedenen Varianten vor: 1582; 1660 "Im Bielberg", "Am Bielberg" (10)
1601 "Am Billberg" (11)
1739 "Am Bildtberg", "Außem Bildberg" (12)

Christmann leitet diese Gewannennamen aus dem lateinischen "specula" ab. Die Römer unterhielten überall auf Anhöhen und Bergen sogenannte Wart- oder Leuchttürme, mit denen sie auf weite Entfernungen Signale weitergeben konnten, bei Tag durch Rauch und bei Nacht durch Feuer. Der Feuerschein wurde durch angebrachte Spiegel verstärkt. Solche Türme wurden "specula" oder Spiegeltürme genannt. (14) Wenn man den Namen Spiegelberg pfälzisch ausspricht ist es bis Büchelberg nicht mehr weit. Die Nähe eines solchen römischen Wartturmes allerdings wertet Christmann als deutlichen Beweis für eine vorbei führende Römerstraße. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Gewanne "Dornhecke" bzw. "Dornheck". Thorn ist eine alte Bezeichnung für Turm und auch die Gewanne "Am Wurmberg ", "Im mittleren Wormberg", Im mittelsten Wormberg" und "Im unteren Wormberg" legen die Vermutung nahe, daß das ursprünglich einmal "Thornberg" geheißen und auf das Vorhandensein eines römischen Wartturms verwiesen hat.

Dafür, dass die Straße auch noch in nachrömischer Zeit weiterhin von Bedeutung war, spricht eine Gewann, die von dem besagten Höhenrücken aus in südlicher Richtung nach Rohrbach hin abfällt und sich "Im Galgengrund" nennt. Christmann führt dazu aus, dass man Galgen, wo immer es nur möglich war, an öffentlichen Straßen aufstellte, wo es mehrere gab an der bedeutendsten! (13) 1601 kommt eine Gewannebezeichnung "Holder Acker" und 1739 "untig dem holder Acker" vor. Auf gleicher Höhe wurde eine Gewann 1582 und 1660 "In der Glorien" (15), 1601 "In der Glorie" (16) und 1739 "In der Chlore" (17) genannt. Eine etwas davon liegende Gewann nennt sich "ImLuginsland". Von hier aus hat man einen guten Ausblick in die Rheinebene und es ist denkbar, dass in späterer Zeit, hier an dieser Stelle, ein christliches Glaubensbildnis aufgestellt war.

Der Verlauf der Römerstraße durch die Rohrbacher Gemarkung dürfte hiermit also ziemlich genau markiert sein. Andere Gewannenamen in der unmittelbaren Umgebung geben uns aber noch weitere Hinweise. So finden wir in einer Renovationsurkunde von 1601 (18) folgende Lagebezeichnungen:
Unter 115: "liegt am Schloss", unter 116, 120 und 121: "liegt am Schloss" 1605 (19) findet sich in einer weiteren Renovation die Lagebezeichnung "liegt am Schloss" noch einmal und "liegt im Schloss" gar viermal.
Die letztere Bezeichnung kommt auch 1697 bei anderen Renovationen vor (20). Als im Jahre 1773 das hiesige Pfarrhaus bei der Kirche gebaut wurde, benötigte man Baumaterial und entsann sich, dass auf dem Höhenrücken, über welchen die "Alte Münsterer Straße führte, brauchbare Steine lagen. In der Gemeinderechnung von 1773 ist auf dem Ausgabebeleg Nr. 88 festgehalten: "Schreibgebühren pro Decreto vom 15. April 1733 umb die Stein zum Rohrbacher Pfarrhaus in dem "Holderbild" abzulangen (=abzufahren) 15 Kr. bezahlt.


Weitere Briefwechsel mit dem Oberamt lassen vermuten, dass die Menge der abgeholten Steine durchaus erheblich war, wenn man dazu die Erlaubniss dieser Behörde benötigte. Zweifellos war dort, in der Nähe unserer Römerstraße, einmal ein größeres Gebäude gestanden, denn die Steine für den Pfarrhausneubau waren bestimmt nicht die ersten, die abgefahren wurden. Diesbezüglich kommen einem auch die sorgsam behauenen Sandsteine im Keller des Pfiesterhauses in den Sinn (um 1575 erbaut!)

Bezüglich der erwähnten Lagebezeichnung "Schloss" schreibt Christmann (9), dass unsere germanischen Ahnen bei der Landnahme oft römische Steinbauten, wie beispielsweise die Warttürme an den Straßen, als Burgruinen oder Schlösser ansahen. In diesem Fall dürfte die erheblische Steinmenge, die noch 1773 vorhanden war und die Tatsache, daß im Keller des Pfarrhauses behauene Sandsteinquader vermauert sind, darauf schließen lassen, dass in römischer Zeit, hier in der Nähe von zwei sich kreuzenden bedeutsamen Straßen, sich Menschen angesiedelt hatten. Im Jahr 1972 fand man bei Baggerarbeiten zum Kelleraushub des Wohnhauses von Willi Jäger in der Bahnhofstraße Gefäßfragmente aus Ton, die etwa 70 cm tief im Boden lagen. Das Amt für Vor- und Frühgeschichte in Speyer datierte die Fundgegenstände ins 2. Jhdt. unserer Zeitrechnung. Ob es sich dabei um Grabbeigaben oder um einen Siedlungsfund handelte, ließ sich nicht mehr bestimmen, weil durch die Baggerarbeiten die Erdschicht um die Fundstellen zerstört war.


Fundgegenstände waren:

Ein kleiner Einhenkelkrug,
Bodenteil und Scherben eines größeren Gefäßes,
ein kleines Schälchen mit geradem flachen Boden,
Randstück und Wandteil eines kleinen dunkelbraunen Ziergefäßes. (21)

In diesem Zusammenhang wollten wir uns noch mit dem Namen der Gewann "Rehgärten" auseinander setzen, die sich nördlicher Richtung direkt an das Dorf anschließt, heute liegt dort der Friedhof. Der Namensteil "re" kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet sowohl Leichnahm, als auch Grab oder Begräbniss. Wie Christmann ausführte (13), dürfte es sich bei diesem Flurnamen, der nicht selten vorkommt, um einen Hinweis auf ein ehemaliges römisches Gräberfeld handeln.

Autoren:

Anton Gottlieb / Gudrun Elsner

Quellen / Literatur:

1 Esperandieu, Recueil VIII. S.7
und: Corpus Inscriptinum Latinarum XIII. S.169
2 Ternes, Ch.: Die Römer an Rhein und Mosel, Stuttgart 1975
3 L.A.Sp. GGA 471 a
4 Lagerbuch der Gemeinde Rohrbach von 1720, s.262-270
5 a.a.O. S. 817-819
6 L.A.Sp. GGA 471 b
7 L.A.Sp. Briefprotokolle 131
8 L.A.Sp. Bestand Gemeinde Offenbach
9 Christmann, E.:Flurnamen der Südpfalz als Geschichtsquelle,
in: Pfälzer Heimat, Jahrgang 12/ Heft 4, 1961 S. 121-128
10 L.A.Sp. Hochstift Speyer 659/1
11 L.A.Sp. GGA 471 a
12 L.A.Sp. GGA 471 b
13 Christmann, E: Trifels und Neukastell entstanden an ehemaligen Römerstraßen,
in: Pfälzer Heimat, Jahrgang 11/ Heft 2, 1960 S. 44-46
14 Hodapp, C: Rund um die Spiegelburg bei Hördt,
in: Rheinpfalz Nr. 88 v. 16.04.66
15 L.A.Sp. Hochstift Speyer 659/1
16 L.A.Sp. GGA 471 a
17 L.A.Sp. GGA 471 b
18 L.A.Sp. GGA 471 a
19 L.A.Sp. GGA 471 e 2
20 L.A.Sp. Hochstift Speyer 44/5

21 Fundregister AVF/EV: 72 u.9